Ambulant erworbene Pneumonie
Betrachten wir beide Gruppen CAP und HAP nun etwas detaillierter.
Wie wir bereits sagten, erfolgt die Einteilung der Schwere der ambulant erworbenen Pneumonie mit Hilfe von Scoringsystemen: dem CRB-65 und den Minorkriterien sowie der Prüfung von Komorbiditäten.
Der CRB-65 setzt sich zusammen aus confusion, respiratory rate, blood pressure und ein Alter >/= 65 Jahren. Jede plötzliche Bewußtseinsveränderung, eine Atemfrequenz > 30/min und ein diast. RR </= 60 mmHg oder syst. RR </= 90 mmHg und ein Alter über 65 erhält je 1 Punkt. Die Addition der Punkte ergibt den Score.
Bei 0 Punkten liegt eine leichte Form vor. Eine ambulante Versorgung ist möglich. Bei 1 bis 2 Punkten liegt eine mittelschwere Form vor. In der Regel muss der Patient stationär und zu Beginn parenteral behandelt werden. Bei > 2 Punkten liegt eine schwere Form vor und der Patient muss stationär, evlt. auch intensivmedizinisch betreut werden.
Die Minorkriterien schätzen die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Betreuung ab. Hierzu zählen: eine Atemfrequenz > 30/min, multilobäre pulmonale Infiltrate, die schwere resp. Insuffizienz mit einem arteriellem Sauerstoffpartialdruck (Pa O2) </= 53 mmHg, neue Bewußtseinsstörung, Leukopenie < 4000 Zellen/mm3, Thrombozytopenie < 100.000 Zellen/mm3, Hypotonie, Hypothermie < 36 °C und akutes Nierenversagen. Sobald mehr als 2 dieser Kriterien vorliegen, sollte der Patient auf der ITS betreut werden.
Unabhängige Risikofaktoren für einen schwereren ungünstigen Verlauf sind folgende Komorbiditäten: cerebrovasculäre, kardiale, pulmonale, hepatische, renale und onkologische Erkrankungen sowie ein Diabetes mellitus und Bettlägerigkeit.
Pneumokokken sind mit Abstand die häufigsten Erreger bei der ambulant erworbenen Pneumonie. Daneben sind auch Rhino-, RS-, Influenza und Coronaviren, aber auch Mykoplasmen, Hämophilus influenzae und seltener Enterobacteriaceae, Legionellen oder Chlamydien verantwortlich. Pseudomonaden und multiresistente Erreger (MRE), wie MRSA, MRGN sind nur sehr selten Auslöser der CAP. Man muss aber daran denken, wenn der Patient antibiotisch vorbehandelt war, aus einem Krankenhaus, einer Pflegeeinrichtung oder einem Dialysezentrum kommt, bei einer bekannten Kolonisation und schweren Lungen-Vorerkrankungen, wie die Mukoviszidose oder COPD.