Muskelrelaxanz – Kennzahlen


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Bei den Muskelrelaxantien gibt es Kennzahlen. Dazu zählt die Effective Dose 95, die Intubationsdosis, die Anschlagzeit, die Wirkdauer und der Erholungsindex. Was verbirgt sich dahinter?
Die Effective Dose 95, auch ED95 abgekürzt, ist die Dosis eines Muskelrelaxans, welche eine 95 %-ige neuromuskuläre Blockade auslöst. Sie gibt somit die Potenz an.
Die Intubationsdosis ist die Dosis, die zur Intubation benötigt wird und ist in der Regel die doppelte ED 95.
Die Anschlagszeit ist die Zeit vom Ende der Injektion bis zum Erreichen der maximalen Wirkung. Diese kann verkürzt werden, wenn eine höhere ED 95, also Dosis gegeben wird. Allerdings verlängert sich dann auch die Wirkdauer. Die Anschlagzeit ist also die Zeit, in der der Patient mit einer Maske beatmet wird, bis eine Intubation erfolgen kann.
Die Wirkdauer, auch Duration bzw. DUR abgekürzt, ist die Zeit vom Ende der Injektion bis zu einer bestimmten Erholung. Wir unterscheiden DUR 25, 75 und 95. Die DUR 25 ist die Zeit bis zur Erholung der Blockade auf 25 % des Ausgangswertes und beschreibt die klinische Wirkdauer. In dieser Zeit liegt eine ausreichende Blockade für chirurgische Eingriffe vor. Die DUR 25 ist entscheidend für die Einteilung in ultrakurz (< 15 min), kurz (< 20 min), mittellang (< 50 min) und lang (> 50 min) wirksam. Ultrakurz wirksam ist das Succinylcholin, kurz das Mivacurium, mittellang sind Atracurium, Cisatracurium, Rocuronium und Vecuronium und lang wirksam das Pancuronium.
Die DUR 75 ist die Wirkdauer bis 75 % und die DUR 95 bis 95 % Erholung der Blockade des Ausgangswertes erreicht werden. Die DUR 95 gibt dabei die Gesamtwirkdauer an.
Alle bisher genannten Kennzahlen sind abhängig von der Dosis. Eine hohe Dosis verkürzt die Anschlagzeit und verlängert die Wirkdauer.
Der Erholungsindex ist die Zeit zwischen 25 und 75 %-iger Erholung. Diese ist absolut dosisunabhängig.
Nun gibt es eine gewisse Sicherheitsreserve. Ein Muskel beginnt erst dann zu erschlaffen, wenn 70-75% der Acetylcholinrezeptoren besetzt sind. Deshalb ist die Intubationsdosis auch höher als die ED95. Man will sicherstellen, dass diese Sicherheitsreserve schnell überwunden wird.
Sollte bei länger dauernden Operationen eine Nachinjektion notwendig sein, dann reichen meist 25 % der Ausgangsdosis, um einen vollständigen Block auszulösen. Über den Zeitpunkt der Nachinjektion zeigen wir mehr im Video über das neuromuskuläre Monitoring.
Kann man eigentlich die Muskelrelaxantien während einer OP einfach so wechseln?
Nein. Das sollte man nicht tun. Es ist zwar verlockend am Ende der Operation ein kurzwirksames Muskelrelaxans zu verwenden und den Operateur glücklich zu machen. Aber die Wirkdauer ist dann nicht einschätzbar. Prinzipiell entscheidet das zuerst gegebene Muskelrelaxans über die Wirkdauer. D.h., dass der Anästhesist sich vor der Relaxierung gut überlegen muss, für welches Relaxans er sich entscheidet. Die Entscheidung hängt vor allem von der Dauer der Operation ab bzw. der Notwendigkeit der Relaxierung, aber auch von Vor-Erkrankungen des Patienten. Das erklären wir genauer bei der Abhandlung der einzelnen Medikamente.
Was fange ich nun mit all diesen Zahlen an?
Fassen wir das nochmal für die Klinik zusammen. Man braucht die doppelte ED95, also die Intubationsdosis, um zügig eine gute Intubationssituation zu schaffen. Die Anschlagzeit brauche ich, um zu wissen, wann der beste Zeitpunkt für die Intubation vorliegt, die Wirkdauer, um abzuschätzen, wie lange mein Patient nicht spontanatmend sein kann. Erst ab einer Erholung der neuromuskulären Blockade von über 90 % ist eine Extubation möglich. Dazu mehr im Video zum neuromuskulären Monitoring.

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