Muskelrelaxantien – Succinylcholin
Besprechen wir jetzt mal die Einzelmedikamente der Muskelrelaxantien. Starten wir mit dem depolarisierenden Muskelrelaxans, dem Succinylcholin. Den Wirkmechanismus haben wir bereits im Video neuromuskuläre Blockade erläutert. Succinylcholin (Intubationsdosis: 1-1,5 mg/kgKg) hat einen schnellen Wirkeintritt nach 30-60 sec, die klinische Wirkdauer, also DUR 25 beträgt 7-12 min, der Erholungsindex 3-4 min und die Gesamtdauer ca 9-13 min. Es wird durch die Plasmacholinesterase abgebaut. Nur 5-10 % der Dosis kommen normalerweise überhaupt an der motorischen Endplatte an, weil der Abbau durch die Plasmacholinesterase so schnell erfolgt. Im synaptischen Spalt liegt kaum Plasmacholinesterase vor. Damit wird die Wirkdauer hauptsächlich durch die Abdiffusion vom Rezeptor bestimmt. Ein Mangel an Plasmacholinesterase verkürzt die Anschlagszeit UND verlängert die Wirkdauer, durch die Menge an Succinylcholin, die zur motorischen Endplatte gelangt und von dort wegdiffundiert. Der Abbau des Succinylcholins ist zweigeteilt. Der erste Abbauschritt erfolgt schnell zu Succinylmonocholin, dann 6-fach langsamer zu Cholin und Succinat. Succinylmonocholin hat selbst eine nd-muskelrelaxierende Wirkung. Wird Succinylcholin mehrfach gespritzt, dann kommt es zu einem Stau vor der 2. Abbaustufe und somit zunächst zum Depolarisationsblock und in Folge zum Nichtdepolarisationsblock, in diesem Fall Dualblock genannt. Succinylcholin ist daher nur für die Einmalgabe zugelassen. Typische Nebenwirkungen sind: die Triggerung der Malignen Hyperthermie, Faszikulationen mit Muskelschmerzen, Hyperkaliämie, Histaminliberation mit allergischen Reaktionen, Wirkung an den muskarinergen Rezeptoren mit vegetativen Reaktionen, wie Bradykardie (besonders bei Kindern) und Tachykardie (besonders bei Erwachsenen), nicht zu vergessen die Erhöhung des intracerebralen, intraokulären und intragastralen Druck mit erhöhtem Aspirationsrisiko. Daraus ergeben sich jetzt auch die Kontraindikationen. Die Disposition zur malignen Hyperthermie, die Hyperkaliämie, schwere Niereninsuffizienz, Zustände mit einem Zellschaden und dem damit verbundenen Kaliumanstieg wie Verbrennungen, Polytrauma, Sepsis, intraabdominelle Infektionen, Hemiparese, Querschnittslähmung, langdauernde Immobilisation, perforierende Augenverletzungen, Glaukom, erhöhter intracerebraler Druck, also SHT, aber auch Hirnblutungen, neuromuskuläre Erkrankungen, wie Myotonien, Poliomyelitis, MS, Myasthenia gravis und alle Formen der Muskeldystrophie. Auch ein Plasmacholinesterasemangel ist eine Kontraindikation, ob angeboren oder erworben z.B. bei Leberfunktionsstörungen oder Niereninsuffizienz, Dialyse und Alkoholismus. Succinylcholin ist nicht antagonisierbar, es gibt auch kein Antidot. Succinylcholin ist nicht plazentagängig und damit zur RSI bei der Sectio verwendbar.
Bei Kindern ist die Verwendung von Succinylcholin sehr umstritten. Prinzipiell ist es zugelassen und geeignet. Aber die Disposition zur malignen Hyperthermie bzw. das Vorliegen von Muskelerkrankungen ist nicht immer klar. Sie werden manchmal erst durch eine Narkose erkannt. Dann allerdings mit der Gefahr der Rhabdomyolyse, Hyperkaliämie, Myoglobinämie, schwersten Bradykardien und einer schweren Azidose. Der wissenschaftliche Arbeitskreis Kinderanästhesie empfiehlt die Nutzung von nd-Muskelrelaxanzien. Da bei Kindernarkosen ohnehin zwischenbeatmet wird, ist der Nutzen der schnellen Anschlagszeit nicht so wichtig. Auch die Präkurarisierung wird nicht empfohlen, da es keinen Beleg dafür gibt, dass es succinylcholinbedingte Nebenwirkungen reduziert. Außerdem klagen die Kinder beim Einleiten über Luftnot und die Wirkdauer ist verlängert. Zur Präkurarisierung haben wir auch ein Video für euch.
Für die Verwendung bei Kindern gibt es einen schönen Spruch: “Ever have it, never use it!