Präkurarisierung, Priming, Megadosis
Präkurarisierung ist die Gabe eines nd-Muskelrelaxans vor der Gabe von Succinylcholin, also einem depolarisierenden Muskelrelaxans. Die Idee dahinter ist, die Nebenwirkungen, wie die Faszikulationen, aber auch den intraokulären und intragastralen Druckanstieg sowie die Hyperkaliämie zu minimieren. Der Nachteil ist, dass die Anschlagszeit verlängert, die Wirkdauer verkürzt und die Stärke der Blockade durch Succinylcholin reduziert wird. Daher muss bei der Präcurarisierung die Succinylcholindosis um ca 25-75 % erhöht werden. Mit der Dosiserhöhung erhöht sich aber auch wieder das Risiko für Faszikulationen, also genau das was man ja eigentlich vermeiden wollte. Außerdem ist bei den präkurarisierten Patienten das Aspirationsrisiko erhöht. Eine Präkurarisierung birgt also viele Risiken und sollte nicht mehr durchgeführt werden. Dennoch ist es in einigen kliniken noch gängige Praxis.
Das Priming wird benutzt, um die Anschlagszeit der nd-Muskelrelaxantien zu verkürzen. Dazu werden 2-4 min vor der Narkoseeinleitung ca. 20 % der einfachen ED 95 Dosis verabreicht und unmittelbar nach der Narkoseeinleitung der Rest der berechneten Intubationsdosis. Das Ziel ist die Verkürzung der Anschlagszeit mit einem schnelleren Wirkbeginn nach bereits 30-60 sec. Der Nachteil ist, dass die Patienten diese Anrelaxierung als unangenehm empfinden und teilweise über Luftnot und Schluckbeschwerden klagen. Auch ist das Aspirationsrisiko erhöht.
Die Megadosis ist die Verwendung der x-fachen ED 95 Dosis um die Anschlagszeit zu verkürzen. Klinische Anwendung ist die Ileuseinleitung bzw. rapid sequence induction (RSI) mit Rocuronium. Die Dosissteigerung auf das 4-fache mit 1,2 mg/kgKg verkürzt die Anschlagszeit von ca. 90 auf 55 sec. Aber die Wirkdauer ist deutlich verlängert von 37 auf 73 min und länger.