Beobachtungs- und Analysefähigkeit


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Kompetenzdimensionen und Kernkompetenzen Grundlagen
2:14
Kompetenzdimensionen
3:38
Handlungskompetenzen
2:39
Kooperations- und Teamfähigkeit
5:45
Kreativität
3:22
Belastbarkeit
3:18
Beobachtungs- und Analysefähigkeit
4:48
Empathie
2:42
Kritikfähigkeit
4:39
Nähe-Distanz-Verhalten
3:33
Problemlösekompetenz
2:53
Selbstreflexion
2:45
Frustrationstoleranz
1:43
Konfliktfähigkeit
7:00

In diesem Video wird die Beobachtungs- und Analysefähigkeit im Kontext der ergotherapeutischen Arbeit erklärt.
Die Beobachtungs- und Analysefähigkeit wird den personalen Kompetenzen zugeordnet.
Unterschieden werden die Selbst- und die Fremdbeobachtung sowie die systematische und die unsystematische Beobachtung.
Die Selbstbeobachtung beinhaltet die Selbstreflexion, die in einem anderen Video erklärt wird. Dabei geht es um die Wahrnehmung und Reflexion von inneren Prozessen, also die eigene Gedanken- und Gefühlswelt. Diese metakognitiven Fähigkeiten sind für ein reflektiertes Handeln und das Clinical Reasoning wichtige Prozesse.
In der Arbeit mit Klienten steht die Fremdbeobachtung im Vordergrund des ergotherapeutischen Handelns. Ergotherapeuten beobachten Klienten bei der Ausführung von Betätigungen, um Schwierigkeiten in alltäglichen Tätigkeiten oder Verhaltensweisen zu erkennen. Eine gute Beobachtungsfähigkeit ist die Voraussetzung, um Klienten Rückmeldung zu ihrer Betätigungsausführung zu geben.
Hierzu dienen die systematische und die unsystematische Beobachtung.

Fangen wir mit der systematischen Beobachtung an:
Stellen wir uns vor, ein Ergotherapeut arbeitet in einem Pflegeheim und bekommt mit, dass einer der Klienten immer mehr an Gewicht verliert. Daraufhin beginnt der Ergo das Essverhalten des Klienten zu beobachten. Dabei fällt auf, dass der Klient das Besteck lose in der Hand hält und so kaum Essen zu sich nehmen kann, da es immer wieder von der Gabel fällt. Nun könnte aus dieser Beobachtung geschlossen werden, dass er Besteck mit einer Griffverdickung benötigt. Dadurch kann er sicherer mit dem Besteck umgehen und gezielter die Nahrung aufnehmen.
Systematisch ist diese Form der Beobachtung, da ein klares Ziel vorlag. In diesem Fall die Essgewohnheiten zu beobachten, um daraus Rückschlüsse ziehen zu können, ob sie in Zusammenhang mit dem Gewichtsverlust des Klienten stehen.
Unterstützend können ergotherapeutische Assessments eingesetzt werden. Diese werden der systematischen Beobachtung zugeordnet. Wenn klientenzentrierte Assessments eingesetzt werden, bei denen die Klienten selbst Angaben machen – gehören sie zur Selbstbeobachtung. Assessments, die durch Ergotherapeuten durchgeführt werden, werden der Fremdbeobachtung zugeordnet.

Nun kommen wir zur unsystematischen Beobachtung:
Stellen wir uns denselben Ergotherapeuten in der Pflegeeinrichtung vor. Als er beim Kaffeetrinken auf der Station an den Klienten vorbeiläuft entsteht zufällig eine Gesprächssituation. Er setzt sich zu der kleinen Gruppe. Während des Gesprächs fällt ihm ein Klient auf, der es nicht schafft, seine Kaffeetasse ruhig zum Mund zu führen. Ihm schwappt der Kaffee ständig neben raus. Auch mit seiner Kuchengabel schafft der Klient es nur schwer den Kuchen gezielt aufzunehmen. Aus dieser Beobachtung können ebenfalls Rückschlüsse gezogen werden. Z.B., dass diesem Klienten anderes Besteck zur Verfügung gestellt werden könnte, damit er sicher und selbständig seine Nahrung aufnehmen kann.
Hier handelt es sich um eine unsystematische Beobachtung, da die Beobachtungssituation durch Zufall entstanden ist. Trotzdem konnte die Essgewohnheit beobachtet werden. Im ergotherapeutischen Berufsalltag werden solche Beobachtungen aktiv in die Therapieplanung mit einbezogen.
Die Beobachtungsfähigkeit ist in der ergotherapeutischen Arbeit zudem die Basis für das Analysieren von Problemen. Die Auswertung der Beobachtung oder des Assessments können als Analyse bezeichnet werden. Dabei werden Hypothesen aufgestellt, die der Ergotherapeut mit Hilfe des Clinical Reasonings erstellt. Daraus wird mit dem Klienten ein Therapieplan gestaltet. Was genau das Clinical Reasoning ist, wird in einem anderen Video erklärt.
Für die Analyse der Beobachtungen sind fachliche Kompetenzen, wie z.B. das Verstehen von Zusammenhangen von verschiedenen Diagnosen und deren Auswirkungen auf die menschliche Handlungsfähigkeit notwendig. Daran schließt sich das Wissen über ergotherapeutische Behandlungsverfahren an, um klientenzentrierte ergotherapeutische Maßnahmen anbieten zu können.
Merke: Die Beobachtungs- und Analysefähigkeit des Ergotherapeuten bilden die Wurzeln, die den weiteren Therapieprozess nähren. Beobachtung findet immer vor der Analyse statt. Auch zufällige Beobachtungen sind wertvoll und liefern wichtige Informationen, die eine klientenzentrierte Ergotherapie unterstützen.

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