Nähe-Distanz-Verhalten
Das Nähe-Distanz-Verhalten im ergotherapeutischen Kontext ist eng mit der Fähigkeit Empathie auszustrahlen verbunden. Dementsprechend wird es der personalen Kompetenz zugeordnet.
In der Ergotherapie spielt Empathie eine zentrale Rolle. Das bedeutet, dass Ergotherapeuten sich mit den Gefühlen und Gedanken des Klienten auseinandersetzen und versuchen sie nachzuempfinden.
Aber: Ergotherapeuten müssen ihre eigenen Grenzen kennen und das eigene Handeln danach ausrichten, damit die Probleme des Klienten nicht zu denen des Therapeuten werden. Zudem ist es in bestimmten Fachbereichen, wie z.B. in der Psychiatrie, besonders wichtig, sich abzugrenzen und zu reflektieren, da Klienten aufgrund ihrer Diagnosen teilweise Grenzüberschreitungen nicht als solche wahrnehmen. Dafür kann das Wissen über das Nähe-Distanz-Verhalten ein wichtiges Hilfsmittel sein.
Unterschieden wird das Nähe-Distanz-Verhalten in die professionelle Nähe und die professionelle Distanz. Die professionelle Nähe lässt sich wiederum in die innere und die äußere Nähe unterscheiden. Die professionelle Distanz lässt sich in die innere und äußere Distanz unterteilen.
Generell stellen die professionelle Nähe und die professionelle Distanz Gegenpole dar, die es wie auf einer Wippe auszubalancieren gilt. Mal überwiegt das eine mal das andere, je nach Situation und Klient. Abb 2 Auch hat jeder Ergotherapeut dabei eigene persönliche Grenzen. Abb 3 Diese können und sollen jederzeit reflektiert und definiert werden. Sie sind jeweils zeitlich begrenzt und situationsbedingt, also auf die Dauer und das Setting der Therapie definiert.
Schauen wir uns das Thema nochmal an einem konkreten Beispiel an.
Nach einer Therapieeinheit mit traurigem Inhalt nimmt der Ergotherapeut den Klienten in den Arm. Er handelt empathisch, zeit also innere Nähe und spendet Trost durch äußere Nähe. In den folgen Therapieeinheiten möchte der Klient immer wieder in den Arm genommen werden. Dem Ergotherapeuten ist das in den folgenden Situationen unangenehm. Er reflektiert die Situation für sich und mit dem Klienten und weist ihn zurück. Damit sorgt er für ein Gleichgewicht zwischen den Komponenten, da hier die die äußere Distanz berücksichtigt wird. Im weiteren Verlauf der Therapie baut sich eine tragfähige Klienten-Therapeut-Beziehung auf. Der Klient fasst immer mehr vertrauen, so beginnt er von traumatisierenden Erlebnissen aus seiner Kindheit zu erzählen. Der Ergotherapeut ist fachlich und persönlich überfordert. Er empfiehlt dem Klienten einen Psychotherapeuten und begleitet ihn bei der Terminabsprache. Somit konnte er für eine innere Distanz sorgen, die seinem persönlichen Bedürfnis entspricht. Hat aber den Klienten mit seinen Nöten nicht allein gelassen. Die Ergotherapie kann weiterhin professionell mit dem Klienten stattfinden. Abb 2
Das Wichtigste nochmal auf einen Blick:
Ergotherapeuten benötigen im beruflichen Alltag ein hohes Maß an Empathie.
Die Gefahr besteht in der Überschreitung der eignen Grenzen. Wichtig ist also ein gesundes Nähe-Distanz-Verhalten. Dieses besteht aus der professionellen Nähe und der professionellen Distanz, die sich wiederum in die innere und äußere Nähe und die innere und äußere Distanz unterscheiden.