Nadeln für die rückenmarksnahen Anästhesien


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Sprotte, Quincke, Tuohy, Whitacre…. häh, ist das ein neues Schlager Album? Nein natürlich nicht! Hier geht es um die Nadeln, die man bei rückenmarksnahen Anästhesien verwendet. Was ist der Unterschied? Wir zeigen es euch!

Zunächst einmal unterscheiden wir die Nadeln für die Spinalanästhesie und die der Periduralanästhesie. Für die Spinalanästhesie könnt ihr euch zwischen der Sprotte, Whitacre oder Quinke-Nadel entscheiden. Diese gibt`s in unterschiedlicher Länge und Stärke.

Für die Periduralanästhesie nehmt ihr die Tuohy-Nadel. Auch diese gibt es in unterschiedlicher Länge und Stärke.

Warum gibt es überhaupt unterschiedliche Nadeltypen? Was sollte eine Spinalnadel können? Dazu müssen wir uns die Anatomie ansehen. Wir wollen mit der Nadel durch die Dura mater und Arachnoidea in den Subarachnoidalraum, also den Liquorschlauch. Die Dura mater besteht vor allem aus kollagenen Fasern. Werden die Fasern durchgeschnitten, dann schnipsen diese zurück und schaffen ein großes Duraleck. Die Rate an postspinalem Kopfschmerz ist erhöht. Je dicker die Nadeln sind, desto größer wird das Loch. Ergo wollen wir Nadeln nutzen, die möglichst kein Loch schneiden.

D.h. wir nehmen atraumatische Nadeln und nach Möglichkeit die schmalsten, also G 25, 27 oder 29 (0,5, 0,4 oder 0,34 mm Dicke).

Zu den atraumatischen Nadeln gehören die Sprotte und die Whitacre. Was ist das Besondere? Gucken wir uns diese mal genauer an. Wenn ihr vorn an der Nadelspitze schaut, fällt auf, dass diese abgerundet ist. Ich sage immer, die sehen wie ein Deoroller aus. Die Öffnung liegt etwas von der Spitze entfernt und seitlich. Schieben wir diesen “Deoroller” durch die Dura mater, dann schieben wir die einzelnen kollagenen Fasern auseinander. Wir schneiden nichts durch. Ziehen wir die Nadel zurück, dann schließt sich das Loch weitestgehend wieder. Es bleibt maximal ein kleines Duraleck. Das Risiko für den postspinalen Kopfschmerz ist deutlich geringer. Es ist ein bisschen, wie das Gehen durch einen Fliegenvorhang. Da weichen alle einzelnen Strippen auseinander und schließen sich dann wieder.

Die Quincke Nadel ist keine atraumatische Nadel. Sie ist vorn schräg angeschliffen und damit scharf. Die Öffnung ist endständig. Beim Durchtritt durch die Dura passiert genau das, was wir vorher besprochen haben. Ein Loch wird quasi ausgestochen. Um eine geringere Traumatisierung auszulösen, sollten die schräg geschliffenen Nadeln vor dem Durchtritt durch die Dura gedreht werden, so dass die Öffnung zur Seite schaut und der Schliff parallel zu den Durafasern verläuft. Damit wird das Loch kleiner und das Risiko für einen postpunktionellen Kopfschmerz geringer.

Warum nehmen wir dann aber nicht nur atraumatische Nadeln?

Die atraumatischen Nadeln sind häufig sehr schmal und weich. Sie müssen mit Hilfe einer Führungsnadel benutzt werden. Bei Alten und wenig beweglichen Patienten ist die Punktion mit diesen Nadeln manchmal schwierig. Da sind die etwas festeren Quincke-Nadeln ohne Führungsnadel leichter. Mit dieser kann die Umgebung quasi abgetastet werden und ein Durchgang durch die Dura erfolgen. Die weicheren atraumatischen Nadeln wären an sehr engen Stellen abgewichen und nicht bis zur Dura gekommen.

Und zum Abschluß der Spinalnadeln die Frage, warum hier ein Mandrin drin ist?

Dieser Mandrin verhindert, dass ein Hautzylinder ausgestochen und die Tiefe verschleppt wird. Zum einen sind das hygienische Gründe und zum anderen weiß man nicht genau, was mit oder aus einem Hautzylinder im Spinalkanal wird.

Bei der Periduralanästhesie nutzt ihr die Tuohy Nadel. Diese sind deutlich dicker, als die vorgestellten Spinalanästhesie-Nadeln. Sie liegen bei 17 oder 18 G (also 1,5 bis 1,2 mm Dicke). Sehen wir uns diese Nadel mal genauer an. Vorne sehen wir deutlich, dass diese nach oben gebogen ist. Die Öffnung liegt am Ende der Biegung.

Wozu soll das gut sein?

Diese Biegung ermöglicht ein besseres “Laufen” des Katheters nach kranial. Die Biegung gibt also die Richtung des Katheters vor. Mit der Tuohy Nadel geht man nun bis zum Periduralraum vor. Das ist ein schmaler Raum, der lumbal 5-6 mm, tief thorakal 4-5 mm und hoch thorakal 2-3 mm breit sein kann. Hier ist Fingerspitzengefühl nötig, denn sonst seid ihr ruckzuck im Subarachnoidalraum, also im Liquorschlauch. Und nun stellt euch vor, diese dicke Nadel geht durch die Dura. Herzlichen Glückwunsch! Euer Patient wird sich bedanken und tagelang an euch denken. Er wird höchstwahrscheinlich einen postpunktionellen Kopfschmerz entwickeln. Der Trick ist nun, den Periduralraum eindeutig zu erkennen! Dazu mehr im Video über die Periduralanästhesie.

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