Beauchamp & Childress
Es gibt 4 große ethische Prinzipien, die relevant sind für die Allgemeinmedizin:
Respekt vor der Autonomie des Patienten (engl. respect for autonomy)
Dieses Prinzip sieht den Patienten als autonomen Menschen. Der Arzt soll die Entscheidungsfreiheit (positive Freiheit) des Patienten fördern. Dies geschieht durch Aufklärung.
Voraussetzung hierfür ist:
- die Aufrichtigkeit des Arztes
- ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient
- die Achtung der Privatsphäre des Patienten.
Prinzip des Nicht-Schadens (engl. non-Malevolence)
Das Prinzip wird auch als Kern des hippokratischen Eides bezeichnet. Es ist das Verbot, dem Patienten Schaden zuzufügen.
Prinzip Gutes für den Patienten zu tun (engl. Benevolence)
Dieses Prinzip ist das Gegenteil zum Schadensverbo. Schaden beim Patienten soll also verhindert werden.
Prinzip der Gerechtigkeit (engl. justice)
Das vierte Prinzip beschreibt eine faire Verteilung von Nutzen und Kosten im Gesundheitswesen. Beispielsweise gibt es Anspruch auf gleichen Zugang zu medizinischen Leistungen.
Ethische Prinzipien geraten jedoch häufig in Wiederspruch.
Hier ein Beispiel:
Herr Müller ist schwer krank. Seine Frau möchte nicht, dass wir ihn im Detail von der schwere des Verlaufs berichten. Er ist sehr instabil. Wir reden also mit Frau Müller, um den Patienten im Sinne der Benevolence zu schützen.
Die Krankheit ist nicht aufzuhalten und ein tödlicher Verlauf ist sehr wahrscheinlich.
Nun besteht auf der einen Seite die Schweigepflicht gegenüber der Ehefrau und auf der anderen Seite das Prinzip Gutes für den Patienten zu tun. Das heißt um Herrn Müller vor einer Depression zu schützen, klären wir die Frau auf. Das bleibt bei Herrn Müller natürlich dennoch nicht unbemerkt.
Dadurch brechen wir leider unsere Schweigepflicht und belasten die Ehepartner.
Das nennt man dann ethisches Dilemma. Hierbei gibt es häufig kein eindeutiges richtig oder falsch.