hCMV Serologie – Primärinfektion in der Schwangerschaft
Der Goldstandard zum Nachweis einer Primärinfektion ist die IgG-Serokonversion. Diese können wir nachweisen, wenn wir eine initiale negative Probe haben, also die Patientin noch keinen Kontakt mit dem hCMV hatte und nachfolgend eine Probe von der Patientin erhalten, in der die IgG-Antikörper nachweisbar sind. Dies gestaltet sich in der Praxis zumeist etwas schwierig, da nur selten eine initiale Probe aus der Zeit vor der Schwangerschaft vorliegt.
Wenn ihr euch an die Grundlagen der Serologie erinnert, fragt ihr euch vielleicht, warum die IgM-Antikörper, die Marker einer frischen Infektion, bisher nicht auftauchen. Dies liegt daran, dass der alleinige Nachweis von hCMV-IgM-Antikörpern eine Primärinfektion nicht beweisen kann. So können IgM-Antikörper im Fall des hCMV auch bei Reaktivierung gebildet werden. Liegt zum Beispiel eine Koinfektion mit EBV oder Parvovirus-B19 vor, so kann im Rahmen einer polyklonalen Immunreaktion auch das hCMV-IgM wieder ansteigen. Zusätzlich können die IgM-Antikörper auch über längere Zeit persistieren, sodass wir von einer einzelnen isoliert positiven Messung der IgMs keinen Rückschluss auf den Infektionszeitpunkt ziehen können.
Eine Möglichkeit des Nachweises einer Primärinfektion ist die Kombination aus hoch positivem IgM sowie niedrig-avidem IgG. Diese Konstellation zeigt uns, dass die IgG-Antikörper noch nicht lange gereift sind, da sie nur schwach binden, also niedrig-avide sind. Sie können folglich noch nicht lange vorhanden sein, was eine Reaktivierung ausschließt.
Die Diagnose einer Reaktivierung in der Schwangerschaft ist nach aktuellem Wissensstand nur möglich, wenn man eine Referenzserologie aus der Zeit vor der Schwangerschaft zum Vergleich zur Verfügung hat.
Eine durchgemachte hCMV-Infektion erkennt man einer Konstellation aus hoch-avidem IgG und nicht nachweisbarem IgM.
Wie ist das Vorgehen der hCMV-Serologie in der Schwangerschaft?
Zuerst erfolgt die Messung der hCMV-IgG- und IgM-Antikörper. Zeigen beide Tests ein negatives Ergebnis, kann davon ausgegangen werden, dass die Schwangere keine Infektion mit hCMV erlitten hat. Das heißt aber, dass sie für eine Primärinfektion suszeptibel ist. Dementsprechend sollte eine Hygieneberatung erfolgen. Dies ist vor allem dann wichtig, wenn die Frau viel mit kleineren Kindern bis drei Jahre in Kontakt kommt, da diese das Virus mitunter monatelang mit dem Urin und Speichel ausscheiden können, ohne selbst symptomatisch zu sein.
Zeigt sich nur das IgM positiv, erfolgt eine Kontrollmessung nach zehn Tagen um eine eventuelle Serokonversion des IgGs zu beobachten. Stellt sich die Folgeprobe in der gleichen Konstellation dar oder ist das IgM in der Folgeprobesogar negativ, so hat man es wahrscheinlich mit einem falsch positiven IgM in der ersten Probe zu tun. Auch hier sollte eine Hygieneberatung der Schwangeren erfolgen. Sind aber die IgG-Antikörper in der Folgeprobe positiv, so haben wir eine klassische IgG-Serokonversion vorliegen. Um ein falsch positives IgG auszuschließen, erfolgen nun Bestätigungstests mittels Immunoblot. Wird eine Primärinfektion nachgewiesen, erfolgt ggf. ab der 21. Schwangerschaftswoche eine pränatale Diagnostik auf Basis eines DNA-Nachweises der Virus-DNA aus dem Fruchtwasser.
Zeigen sich in der initialen serologischen Untersuchung negative IgM und positive IgG, sollte eine IgG-Aviditätsmessung erfolgen. Meist zeigt sich dann eine hohe Avidität, wodurch der Befund für eine in der Vergangenheit durchgemachte hCMV-Infektion spricht, die Schwangere ist dann vor einer Primärinfektion geschützt. Sie kann aber immer noch eine Reaktivierung erleiden.
Zeigt die initiale Untersuchung positive IgM und IgG, sollte auch hier eine IgG-Aviditätsmessung erfolgen. Bei hoher Avidität ist von einer in der Vergangenheit durchgemachten Infektion mit länger persistierenden IgM-Antikörpernauszugehen. Ist die Avidität jedoch gering, haben wir die zweite Konstellation, die für eine Primärinfektion spricht. Auch hier sollte eine Bestätigung mittels Immunoblot und nachfolgend ggf. die weitere Testung des Fruchtwassersmittels PCR auf hCMV-DNA erfolgen.