Das Brown-Sequard-Syndrom
Die neurologische Erkrankung Brown-Sequard-Syndrom beschreibt eine spezielle Ausfallerscheinung bei einer Rückenmarksläsion. Durch eine halbseitige Läsion werden sensibel ipsilateral die Propriozeption und kontralateral das Schmerzempfinden unterbunden. Motorisch ist der Einfluss ipsilateral in Paresen zu sehen.
Eine Kenntnis über die Bahnsysteme des Rückenmarks ist hierbei erforderlich.
Das Vorderstrangsystem, oder auch der Tractus spinothalamicus, leitet gegenüber dem Hinterstrangsystem sensible Impulse in Form von Schmerz und Temperaturempfindungen zum ZNS.
Dieses System wird auch als sensibles anterolaterales Bahnsystem bezeichnet.
Die Impulse zählen zu der protopathischen Sensibilität. Diese beinhaltet sehr groben Druck, Temperatur und Schmerzen.
Da dieses System nicht mit dem Lemniscus in Verbindung steht, ist es exralemniskal. Die Nervenfasern des Vorderstranges kreuzen kontralateral. Diese Kreuzung erfolgt jedoch auf der Segmenthöhe.
Das Vorderstrangsystem kann über Interneurone inhibiert werden, aber auch pharmakologisch manipuliert werden. Hierbei wird das Schmerzempfinden reduziert.
Das Hinterstrangsystem, oder auch lemniskales System, stellt die Verbindung zwischen Propriozeption (Tiefensensibilität), epikritische Sensibilität (Tastschärfe) und der bewussten Wahrnehmung dar. Sensible Afferenzen (keine Schmerzen und Temperatur) ziehen in das Hinterhorn des Rückenmarks und werden ohne Verschaltung ipsilateral bis zur Medulla oblongata geleitet.
Die Perikaryen liegen in den Spinalganglien. Es sind pseudounipolare Nervenzellen. Das Hinterstrangsystem besteht aus:
Funiculus posterior:
Fasciculus gracilis:
Dieser beherbergt Nervenfasern aus den Beinen. Merksatz: Die Balletttänzerin ist grazil auf ihren Beinen!
Fasciculus cuneatus:
Dieser enthält die Nervenfasern von den oberen Extremitäten.
Hinzu kommen im weiteren Verlauf der Ncl. graciles und Ncl. cuneatus in der Medulla oblongata. Es erfolgt hier eine Umschaltung auf das nächste Neuron. Die Zweitneurone kreuzen in diesem Bereich und werden als Lemniscus medialis bezeichnet. Dieser zieht anschließend in Richtung Thalamus. Hier erfolgt erneut eine Umschaltung. Es sind also auf dem Weg 3 Neurone beteiligt. Im Großhirn wird die Information näher verarbeitet.
Klinisch ist dieses System also zuständig für:
- die epikritische Sensibilität
- den Vibrationssinn
- die Zweipunktdiskrimination
- die Propriozeption
Zu den Videos des Hinterstrang- und Vorderstrangsystems haben wir jeweils eine Light-Variante und eine detaillierte Variante bereitgestellt. Dies soll das Lernen erleichtern. Alle relevanten Skripte findet ihr im Downloadbereich.