TIVA – Durchführung
Heute back ich morgen brau ich und übermorgen hol ich mir der Königin ihr Kind...
So oder so ähnlich mag es der eine oder andere Student im OP erlebt haben. 3 Anästhesisten und jeder macht es anders. Wie geht es nun aber richtig. Gibt es überhaupt DIE richtige Variante? Und wann nimmt man nun was? Das wollen wir anhand von Beispielen näher erläutern.
Wir haben also eine ganze Reihe an Injektionsanästhetika zur Auswahl.
Das Ziel ist, und das wiederhole ich an dieser Stelle gern nochmal, die Vermeidung einer zu tiefen Narkose und das Herstellen bzw. Aufrechterhalten der Normalität, also: Normotension, Normofrequenz, Normovolämie, Normokapnie, Normoxie, Normoglykämie, Normothermie und einer perioperativen Analgesie. Wir unterscheiden die Narkoseeinleitung, Aufrechterhaltung und Ausleitung.
Bei der Narkoseeinleitung wollen wir schnell eine ausreichende Narkosetiefe erreichen, denn wir müssen den Atemweg sichern und eine Narkosetiefe und Analgesiestufe sicherstellen, die die operativen Maßnahmen toleriert. Ist der Patient zu wach, ist die Sicherung des Atemweges erschwert und das Risiko für kardiopulmonale Komplikationen erhöht, wie ein Broncho- oder Laryngospasmus mit Hypoxämie oder gar Hypoxie, Herzrhythmusstörungen und Blutdruckschwankungen. Eine ausreichende Narkosetiefe wird durch die Bolusgabe unserer Injektionsanästhetika erreicht. Sie führt zu einer ausreichenden Effekt-Kompartiment-Konzentration. Die Auswahl der Medikamente richtet sich nach der Operation und entsprechender Schmerzintensität, Operationsdauer, den Vorerkrankungen und der aktuellen Kreislaufsituation.
Anschließend muss die Narkosetiefe aufrechterhalten werden. Bei der TIVA wird das bei kurzen Operationen mit Boligaben von z.B. Propofol und oder Rapifen gemacht, bei länger dauernden Operationen mittels kontinuierlicher Applikation des Propofols via Perfusor und intermittierenden Boligaben z.B. von Sufentanil oder ebenfalls kontinuierlich mit Remifentanil. Das Wissen über die Zeitdauer bis zum Erreichen der maximalen Wirkung und der Halbwertszeiten ist hier bedeutend, sowohl für die Auswahl des Medikamentes als auch den Zeitpunkt der repetitiven Gabe. Denn am Ende der Operation muss der Patient wach und reflextüchtig sein. Das setzt voraus, dass zum Zeitpunkt der Narkoseausleitung bereits ein Großteil umverteilt bzw. abgebaut ist und die Effekt-Kompartiment-Konzentration niedrig. Die Narkoseausleitung ist demzufolge eine Rück-Umverteilung der Injektionsanästhetika ins Blut und deren Abbau. D.h., dass die kontinuierliche Zufuhr rechtzeitig beendet wurde.