Lokalanästhetika- Grundlagen
Lokalanästhetika schalten die Schmerzempfindung in einem bestimmten Areal reversibel aus.
Sie bestehen aus drei Aufbaugruppen, dem aromatischen Ring, einer Zwischengruppe und einem hydrophilen Rest. Je nach Zwischengruppe kann man die Amide oder Ester unterscheiden. Die Aminoester werden durch Pseudocholinesterasen oder eben Plasmacholinesterasen gespalten. Dabei entsteht Paraaminobenzoesäure, die vermehrt Allergien auslöst. Bei Leberinsuffizienz, bei Neonaten und bei atypischen Cholinesterasen ist der Abbau verlängert. Die typischen Vertreter sind Procain und Cocain, Benzocain. Die Aminoamide werden in der Leber hydroxyliert oder hydrolysiert. Typische Vertreter sind Mepivacain, Lidocain, Prilocain, Ropivacain, Bupivacain. Prilocain, Lidocain und Bupivacain werden zusätzlich extrahepatisch durch die Lunge und im Gewebe hydrolysiert. Wenn man nicht weiß, was zu welcher Gruppe gehört, dann kann sich den Merksatz: Rule of “i” zu Hilfe nehmen. Im Aminoester ist ein “i” drin also Proca”i”n und im Aminoamid sind zwei “i” drin wie bei L”i”doca”i”n.
Lokalanästhetika verhindern den schnellen Natrium-Einstrom in die Nervenzelle, so dass dort kein Aktionspotential entstehen kann. Sie führen dementsprechend zu einem Nicht-Depolarisationsblock. Um wirken zu können, muss das LA aber erstmal zur axonplasmatischen Seite diffundieren. D.h es braucht einen hydrophilen Anteil, der von der axonplasmatischern Seite den Natrium-Einstrom blockt sowie einen lipophilen Anteil, der durch das Gewebe und durch die Nervenzellmembran penetriert. Wie macht es das nun? Lokalanästhetika sind ein Salz-Base-Gemisch.
Sie haben eine aktive und eine inaktive Form. Gucken wir uns das mal genauer an. Das Salz, also die dissoziierte Form, auch Kation genannt oder auch aktive Form, protoniert, ionisiert, hydrophil, ist die eigentlich aktive Form des LA. Es ist für die Blockade von der axonplasmatischern Seite zuständig. Die Base, also die undissoziierte Form ist nicht ionisiert, nicht protoniert, lipophil und durchdringt die Lipidbarriere. Die Base ist also für die Penetration durch das Gewebe und die Zellmembran verantwortlich. Im besten Fall liegt ein Dissoziationsgleichgewicht vor und beide Anteile sind gleichermaßen vorhanden. Wie viel von welchen Anteil vorliegt, ist abhängig vom pKs-Wert. Dazu könnt ihr Euch das Video zum pKs ansehen.
LA lassen sich in kurz, mittel und langwirksame Medikamente unterteilen. Kurzwirksam sind Procain, 2-Chloroprocain und Benzocain. Mittellang wirksam sind Lidocain, Prilocain und Mepivacain. Langwirksam sind Ropivacain, Bupivacain, Levobupivacain und Etidocain.
Typische Nebenwirkungen (NW) der LA lassen sich in 4 Gruppen teilen. Dazu zählen die Allergie und die Met-Hb-Bildung, die lokalen NW und die systemischen NW. Allergien treten besonders bei den Estern auf, da beim Abbau Paraaminobenzoesäure entsteht. Met-Hb-Bildung ist beim Prilocain bekannt. Zu den lokalen NW gehören das Hämatom, die Infektion, die Schädigung des Axons, die Schädigung der nervalen Blutversorgung oder die Schädigung der Schwannzellen. Zu den systemischen NW gehören die kardialen und zentralnervösen Komplikationen. Diese werden auch LAST genannt, also local anesthetic systemic toxicity. Dazu findet ihr ein eigenes Video bei uns.
Die Reihenfolge der Blockade der Nerven erfolgt von den wenig myelinisierten Nerven zu den stark myelinisierten Nerven. D. h. die Reihenfolge geht über die B, C zu den A-Fasern. Zuerst tritt in der Regel eine Sympathikolyse ein mit Warmwerden des Areals, dann der Verlust von Temperaturempfindung, Berührung und Druck und zuletzt der Verlust der Motorik. Dieses wird auch Differentialblock genannt. Zu den Blockphänomenen haben wir auch ein eigenes Video.