ICF – Begriffe


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ICF – Grundlagen
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ICF – Begriffe
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Die ICF ist die International Classification of Functioning, Disability and Health und arbeitet mit einer Anzahl von Begrifflichkeiten, die klar definiert sind.

Gesundheitsproblem
Ein Gesundheitsproblem wird in der ICF nach der ICD-10 codiert. Es kann eine akut auftretende oder chronische Erkrankung sein, eine Verletzung oder ein Trauma. Aber auch andere, gesundheitseinschränkende Ereignisse, wie z.B. eine Schwangerschaft, Stress oder genetische Prädispositionen finden Berücksichtigung.
Mit Funktionsfähigkeit werden die positiven Aspekte einer Person im Austausch mit ihren Kontextfaktoren beschrieben. Sie bezieht alle Komponenten der ICF mit ein. Die Funktionsfähigkeit einer Person ist z.B. das selbständige Autofahren, um einkaufen gehen zu können.
Im Gegensatz zu Funktionsfähigkeit  steht die Behinderung.

Behinderung
Mit dem Oberbegriff „Behinderung“ werden die Schädigungen und Beeinträchtigungen einer Person in den Komponenten der Körperfunktion und Körperstruktur, der Aktivität sowie der Partizipation beschrieben. Gemeint sind die negativen Auswirkungen, die eine Person im Austausch mit ihren Kontextfaktoren aufgrund ihres Gesundheitsproblems erlebt. Durch eine rechtseitige Hemiparese kann die Person nicht selbständig das Gaspedal bedienen und erfährt somit eine Behinderung in ihrer Körperfunktion, Aktivität und Partizipation.
Körperfunktionen sind physiologische und psychologische Eigenschaften des Körpers, wie ein regelmäßiger Herzschlag oder angemessene Emotionen.

Körperstrukturen
Der Begriff „Körperstrukturen“ beschreibt die Lage, das Vorhandensein und die Form von Teilen des Körpers und seinen Bestandteilen, wie z.B. ein physiologisch gewachsenes Herz oder vollständig ausgebildete Hände ohne Fehlbildungen.

Schädigung
Eine Schädigung ist in der ICF eine Abweichung oder der Verlust von Funktionen oder anatomischen Merkmalen, z.B. Fehlbildungen am Herzen oder der Verlust des Unterschenkels aufgrund einer Amputation.

Aktivität
Als eine Aktivität wird die Ausführung einer Aufgabe oder einer Handlung durch eine Person beschrieben. Sie zeigt die individuelle Funktionsfähigkeit einer Person. Eine Aktivität ist z.B. das selbständige Einkaufen.
Beeinträchtigungen der Aktivität sind Schwierigkeiten einer Person bei der Ausführung von Aktivitäten. Diese können qualitativer oder quantitativer Natur sein. Als Vergleich dient die Aktivitätsausführung einer gesunden Person. Beispiel: Aufgrund von Treppenstufen und einer zu schmalen Eingangstür ist ein Geschäft für eine Person im Rollstuhl nicht zugänglich. Die Aktivität des Einkaufens ist beeinträchtigt.

Partizipation
Die Partizipation beschreibt die Teilhabe einer Person am gesellschaftlichen Leben . Dies beinhaltet z.B.  Freunde und Familie treffen oder am Arbeitsalltag teilhaben können.
Beeinträchtigungen der Partizipation sind Schwierigkeiten einer Person bei der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Die Funktionsfähigkeit einer Person auf gesellschaftlicher Ebene wird dargestellt. Zum Vergleich dient auch hier die Art und Weise der Partizipation einer gesunden Person im selben Kontext. Beispielsweise erfährt eine Person mit Sehbeeinträchtigungen Einschränkungen in der Teilhabe, wenn die Speisekarte im Restaurant mit zu kleinen Buchstaben gedruckt wurde, sodass sie sie nicht lesen kann und somit nicht selbständig bestellen kann. Dies könnte dazu führen, dass diese Person Restaurantbesuche meidet.

Kontextfaktoren
Kontextfaktoren beschreiben den Bereich im Leben einer Person, vor denen der Gesundheitszustand codiert werden kann. Sie können als fördernd oder hemmend beschrieben werden.
Die zwei Arten von Kontextfaktoren werden wie folgt definiert:
Als Umweltfaktoren wird einerseits die physische, also die vom Menschen geschaffene oder die natürliche Umwelt beschrieben. Das können Häuser, Straßen oder Wälder sein. Andererseits gehört auch die soziale Umwelt einer Person, wie Familie, Freunde oder ein Pflegedienst dazu. Umweltfaktoren beeinflussen die Funktionsfähigkeit einer Person. Darunter werden zudem auch Gesetze, Sozialsysteme und Dienste zusammengefasst.
Als personenbezogene Faktoren wird der individuelle Hintergrund einer Person, wie z.B. das Alter, der soziale Status oder die Lebenserfahrung einer Person beschrieben. Diese werden in der ICF nicht klassifiziert.
Innerhalb der Kontextfaktoren können Förderfaktoren vorhanden sein. Das sind Einflüsse, die sich positiv auf die Partizipation einer Person auswirken können. Dies sind u.a. das Vorhandensein von Hilfstechnologien, unterstützende Personen oder Dienste oder eine gut zugängliche räumliche Umwelt. Diese fördernden Faktoren können die negativen Auswirkungen einer Gesundheitsstörung auf die Leistungsfähigkeit einer Person aufrechterhalten.
Auch das Fehlen von Kontextfaktoren, wie z.B. eine fehlende Stigmatisierung in der Gesellschaft von Menschen mit Beeinträchtigung, ist für diese Personen fördernd.
Neben den Förderfaktoren werden auch Barrieren benannt. Dies sind Einflüsse aus der Umwelt, die sich hemmend auf die Leistungsfähigkeit und Partizipation einer Person auswirken. Hierzu gehören z.B. fehlende Aufzüge an Bahnhöfen für Rollstuhlfahrer oder ältere Menschen. Genauso kann das Fehlen von Hilfstechnologien, Diensten oder unterstützender Personen die Leistungsfähigkeit einer Person einschränken. Ein fehlender Pflegedienst kann der Grund sein, warum eine pflegebedürftige Person nicht in ihrem häuslichen Umfeld leben kann.

Leistungsfähigkeit
Ein Beurteilungsmerkmal für die Funktionsfähigkeit einer Person ist die Leistungsfähigkeit.
Diese bezieht sich auf die Komponenten der Aktivität und Partizipation. Sie beschreibt, wie eine Person ihre Aktivitäten in der jeweiligen Umwelt ausführen kann.
Sind Kompensationsstrategien oder Hilfsmittel vorhanden, kann sich eine Person im Rollstuhl gut selbständig versorgen. Fehlen die Hilfsmittel, kann sie sich nicht gut versorgen, sondern benötigt dafür z.B. viel mehr Zeit und Energie. Um die zugehörigen Umweltfaktoren zu beschreiben, kann die Komponente der Umweltfaktoren aus der ICF genutzt werden.

Leistung
Mit der Leistung einer Person wird beschrieben, was die Person in ihrer Umwelt tut. Darin wird das Einbezogensein in den jeweiligen Lebensbereich der Person betrachtet. Kann sich die Person im Rollstuhl selbständig im Bad versorgen oder kann sie das nicht alleine bewältigen und benötigt dafür Unterstützung? Auch hier können die zugehörigen Umweltfaktoren mittels der ICF dargestellt werden.

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